Samstag, 17. Dezember 2011

you drop a coin into the sea and shout out 'please come back to me'

Zweifellos, hätte mir nicht irgendjemand, dem ich jetzt ein dickes Geschenk unter dem Baum schulde, ihn geschickt, dann wäre ich in 37 Einzelteile zerbrochen und könnte jetzt darauf hoffen, dass mich jemand vom eiskalten Boden aufkehrt.


Eine viel zu starke Kraft versuchte mich dauerhaft zu Boden zu ziehen, ich heuchelte vor, stärker zu sein. Die Lichter leuchteten wunderschön und ich wollte, dass die Augen meiner Liebsten in einer Woche alle Weihnachtsmärkte dieser Erde um ein Vielfaches übertreffen. 


Eine Stunde lang wartete ich auf dem zugigen Bahnsteig ab, was zuerst eintreffen würde. Mein Zug oder mein völliges Erfrieren. Vermutlich hätte ich nicht einmal mehr meinen eigenen Namen buchstabieren können, aber für solch eine individuelle, ehrliche, strahlende Persönlichkeit bin ich jederzeit aufnahmefähig. Dieses kleine Kerlchen faszinierte mich auf den ersten Blick. Ich saß auf meiner deprimierten, nasskalten Insel und beobachtete, wie er in einem Bogen um mich herumschipperte, stellte ihn mir in Hochglanzmagazinen für Nachwuchsmodels vor, von denen ich noch vieles lernen kann. Aber er warf den Anker aus. 
Seine H&M-Tüte nahm neben mir Platz und er erledigte mit etwas Sicherheitsabstand seinen Job, gut auszusehen, während ich das schlotternde Häufchen Elend gab. Keine Strichliste könnte die Zahl fassen, wie oft ich allein auf mittelgroße Reise gegangen bin und entweder gar nicht oder von gemütlichen Herren 70+ oder frustrierten Hausfrauen angequatscht wurde. Ich bin nicht das Mädchen, das von Jungs angesprochen wird und das weiß ich. Als der Schönling neben mir nicht mehr aufhörte mich anzusehen, als hätte ich eine Kröte im Gesicht sitzen, seine hochheilige Tüte zur Seite packte und näher zu mir rückte, fielen mir bald die Ohren ab, so sehr schrie irgendeine peinliche Stimme in mir SPRICH MICH AN. Das tat er dann auch und hat sich somit einen richtig fetten Orden verdient. Traurig aber wahr, sowas ist mir noch nie passiert.


Er roch nach den süßen Bonbons, die er pausenlos aß, klang nach der Erinnerung an das Schöne im Leben und seine Handschuhe ließen mein vor Wochen erfrorenes Herz auftauen. 
Das Ende kann ohne jegliche Änderungen von Hollywood übernommen werden. Mein Bahnhof wurde zu früh angesagt, ich zauberte unzählbar viele Zahlendreher in die Nummer, die er mir versuchte zu geben, stieg Hals über Kopf aus dem Zug, entschied mich gezwungenermaßen dafür, meinen kleinen Retter nie mehr wiederzusehen. Schöne Weihnachten. 
Zufälle gibt es nicht, meine Lieben.


Bilder teils via we♥it 

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